Kinderarbeit, Umweltverschmutzung, giftige Gerbung und unendliches Tierleid – das sind häufig die erschreckenden Nebeneffekte bei der Produktion von Echtleder. Nicht nur im Zuge der Nachhaltigkeits-Bewegung, sondern auch, um Tieren weniger Leid anzutun, werden immer mehr Lederalternativen geschaffen. Sei es für Schuhe, Taschen, Gürtel oder Jacken. Im Folgenden möchten wir dir diese vorstellen und sie näher beschreiben.
1. Leder-Alternative: Kunststoff
Eine Alternative zum Leder stellt Kunststoff dar. In der Modebranche wird er als “Lederimitat“ bezeichnet. Kunstleder besteht aus einer Weich-PVC- oder Polyurethan-Schicht, die mit einer Chemie- oder Naturfaser überzogen ist. Kunststoff ist eine recht gute Alternative, da er ähnliche Eigenschaften zum echten Leder aufweist. Er ist ebenfalls weich, wasserabweisend und kommt auch rein optisch dem echten Leder sehr Nahe. Dadurch kann es schnell zu einer Verwechslung kommen.
Es gibt viele unterschiedliche Hersteller von Kunstleder. Das Material sieht man häufig bei günstigeren Kleidungsmarken, die Jacken, Schuhe und Gürtel aus diesem Material fertigen. Je nach Herstellungsart unterscheidet sich das Lederimitat in Qualität und Nachhaltigkeitsaspekten. Allerdings hat die synthetische Herstellung einen großen ökologischen Nachteil. Für diese benötigt man nämlich Erdöl. Dass Erdöl für unsere Umwelt schädlich ist, wissen wir schon. Überdies ist die Entsorgung von dem Produkt nach dem Gebrauch schwierig, da es nicht abgebaut werden kann und als Plastikmüll oft in der Natur landet.
2. Leder-Alternative: Kork
Kennst du Kork? Häufig wird es als Bodenbelag und als Flaschenverschluss eingesetzt. Gewonnen wird das Material aus der Rinde von Korkeichen, die zum Beispiel in Portugal wachsen. Interessant zu wissen: Bis zu 15 mal kann eine solche Eiche in ihrem Leben “geschält“ werden. Bis der Kork fertig ist, durchläuft die Rinde noch einige Verarbeitungsschritte. Mit dem Material kann man später Taschen, Geldbeutel, Schuhe und sogar Jacken herstellen. Kork ist angenehm weich, atmungsaktiv, dafür aber auch schön robust und widerstandsfähig. Positiv ist auch: Dank der Nachfrage nach Kork, werden die Korkeichenwälder erhalten und damit auch der Lebensraum für zahlreiche Tierarten gesichert.
3. Leder-Alternative: Papier
Hier und da hast du es vielleicht schonmal gesehen: Portemonnaies und Taschen aus einem reißfesten Papier. Dass es reiß- und wasserfest ist, liegt daran, dass das Material ein Gemisch aus Zellulose und Latex ist. Wenn man dieses Material bearbeitet und färbt, kommt es dem Leder sehr nahe. Dieses kann man dann besticken und vernähen. Der Fachbegriff dafür ist “Urgus Vegatex“ oder “SnapPap“. Die Zellulose kann von nachhaltigen Baumbeständen gewonnen werden.
4. Leder-Alternative: Eukalyptus und Teak-Blätter
Und die Natur hat noch mehr zu bieten: Eukalyptusblätter! Diese haben eine besonders gute Festigkeit und benötigen einen geringen Einsatz von Wasser und Energie. Die Herstellung von lederähnlichen Materialien aus den Fasern ist noch nicht sehr verbreitet. Eine Marke, die diesen natürlichen Rohstoff nutzt, ist zum Beispiel Noani.
Eine weitere Möglichkeit veganes Leder herzustellen, bieten die aus Thailand stammenden Teakblätter. Diese werden von Bauern in Wälder gesammelt und im Folgendem weiterverarbeitet – und das ohne toxische Zusätze.
5. Leder-Alternative: Ananas
Wir lieben Ananas! Und jetzt, wo wir diese auch als Herstellung für Taschen und Co. verwenden können, sogar noch mehr. Die Blätter der Ananas landen normalerweise auf dem Müll. Jetzt werden sie dank der Spanierin Carmen Hijosa weiterverarbeitet. Sie hat die Lederalternative aus Ananas-Blättern namens “Pinatex“ entwickelt. Dank der Herstellung haben philippinische Bauern zusätzliche Einnahmequellen.
Die Herstellung des Pinatex erfolgt so: Die Fasern in den Blättern werden extrahiert und zu einem Vlies verarbeitet. In Spanien bekommt es dann eine Veredlung, sodass das Material weich und flexibel, aber auch strapazierfähig ist. Auch diese Lederalternative kann die Struktur von Leder annehmen und zum Verwechseln ähnlich werden. Bei der Herstellung werden keine zusätzlichen Flächen, Pestizide oder Wasserreserven gebraucht, was Pinatex besonders ressourcenschonend macht.
6. Leder-Alternative: Apfel- und Traubenleder
Vielleicht hast du den Begriff “Apfel-Leder“ schon einmal gehört? Denn Äpfel eignen sich nicht nur zum Essen, sondern auch, um aus ihnen zum Beispiel Taschen und Schuhe herzustellen. Dafür werden aber vor allem Apfelreste verwendet, um nichts zu verschwenden.
Ebenso lassen sich auch aus Weintrauben Mode-Artikel herstellen. Das italienische Unternehmen “Vegea“ hat einen Weg gefunden, wie man aus den Resten der Weinproduktion, also den Stielen, Kernen und Schalen, einen Lederersatz macht.
7. Leder-Alternative: Pilzleder
Jetzt fragst du dich mit Sicherheit: Leder aus Pilzen, ist das Möglich? Ja das ist es! Und zwar aus den Wurzelfasern der Pilze, den sogenannten Myzelen. Diese werden mit verschiedenen Abfallprodukte, wie Maisschalen und Sägespänen gemischt. Dadurch entsteht nach einiger Zeit ein Geflecht, das in unterschiedliche Formen gepresst werden kann. Zum Schluss wird es noch getrocknet und gegerbt – wie es bei echtem Leder der Fall ist. Da es sich auch hier um ein Abfallprodukt handelt, ist die Ökobilanz sehr gut.
Blätter, Pilze, Apfel und Weintrauben-Trester – sie alle sind natürliche Materialien, welche oftmals auf dem Müll landen. Wir Menschen haben einen Weg gefunden, wie wir diese sinnvoll verwerten können. Die Herstellung von Lederalternativen aus Apfel oder Weintrauben ist zwar noch nicht sehr verbreitet. Da es aber eine perfekte Alternative darstellt, ist mit Spannung abzuwarten, wie sich die Szene in den nächsten Jahren entwickelt.
8. Leder-Alternative: Recycling, Upcycling – die nachhaltigste Variante
Keine Lederalternative, ABER eine Alternative zum Neukauf eines Produktes: recyceln und upcyceln. Diese Alternativen sind tatsächlich die nachhaltigsten, denn man schafft nichts gänzlich Neues, sondern nutzt bereits Bestehendes. Um etwas zu recyceln, kannst du eine Tasche flicken oder versuchen, einen alten Gürtel zu kürzen, aufzuwerten oder zu reparieren. Du machst den Gegenstand sozusagen wieder nutzbar. Die Stücke dafür findest du zum Beispiel im Kleiderschrank deiner Oma oder auch in Second-Hand-Shops.
Ein anderer Aspekt ist Upcycling: Hierfür nimmst du Materialien, die einmal für etwas ganz andere gebraucht wurde. Beispiele sind hier: Plastik-Planen, Feuerwehrschläuche, Konserven-Dosen, Glasflaschen, Dosenclips. Daraus kreierst du komplett neue Dinge – deiner Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt! So kann man aus alten Feuerwehrschläuchen robuste Rucksäcke schaffen oder aus Konserven-Dosen kleine Pflanzentöpfchen.
Wir konnten dir hoffentlich einen guten Einblick in die Welt der Lederalternativen geben, dich informieren und zum Kauf einer solchen Alternative anregen. Wir finden, dass schon jeder Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zählt und wichtig ist. Weitere Tipps und Tricks zum Thema nachhaltig leben, findest du auf unserem Blog!